Pressespiegel
Artikelsammlung \xFCber vienna.indymedia.org
Inhaltsverzeichnis
http://www.fm5.at/artikel.php?id=548
Indymedia - weltweit und in \xD6sterreich
Was ist Indymedia?
Das "Indy" in Indymedia steht f\xFCr independent (engl. unabh\xE4ngig) und trifft die Selbstdefinition von Indymedia bereits ganz gut. Indymedia ist ein weltweites Kollektiv an Organisationen,
MedienaktivistInnen und engagierten Menschen. Es erhebt den Anspruch auf eine basisnahe, unabh\xE4ngige Berichterstattung aus erster Hand.
Die vielen Independent Media Centers (IMCs) weltweit bestehen im Grunde aus jeweils einer Website, auf der Berichte \xFCber lokale aber auch internationale Ereignisse ver\xF6ffentlicht werden.
Die Essenz von Indymedia ist das Open-Publishing Konzept, dass es jeder Person erlaubt anonym Beitr\xE4ge zu ver\xF6ffentlichen. Es gibt bei Indymedia kein Redaktionssystem, dass die Beitr\xE4ge zuerst durchsieht und dann freigibt, wohl aber
ModeratorInnen. Da Indymedia keine zentral gesteuerte eigenst\xE4ndige Organisation ist, sondern lediglich ein loser Zusammenschluss von lokalen Independent Media Centers (IMCs) auf der ganzen Welt, variiert auch das Selbstverst\xE4ndnis der
ModeratorInnen. Bevor wir jedoch einen genaueren Blick auf Indymedia werfen, ein kurzer Ausflug in die Geschichte.
Wie entstand Indymedia?
Nat\xFCrlich gab es die Idee von unabh\xE4ngigen Nachrichten schon weit fr\xFCher, das eigentliche Indymedia entstand jedoch erst 1999 in Seattle. Die damaligen Demonstrationen und Proteste gegen das Treffen der WTO (World Trade Organisation) bildeten den Auftakt einer ganzen Reihe von Demonstrationen gegen diverse Gipfeltreffen weltweit (Davos, Prag, Salzburg, Genua,...) und werden heute oft als Geburtsstunde der globalisierungskritischen Bewegung genannt. Das Independent Media Center in Seattle berichtete hautnah und aktuell von den Ereignissen, die Internetseite wurde in diesen Tagen 1,5 Millionen mal pro Tag aufgerufen.
Wenig sp\xE4ter entstanden im Zuge von Gipfeltreffen in Boston und Washington weitere IMCs, und bald darauf in der ganzen Welt. Momentan gibt es an die 150 Independent Media Centers weltweit, die auf allen Kontinenten vertreten sind.
Indymedia im Detail
Wie bereits erw\xE4hnt sind der Kern der IMCs die Webseiten auf denen Berichte ver\xF6ffentlicht werden. Dabei k\xF6nnen auch Bilder, Videos und Audio-Dateien hochgeladen werden, die sich auf das Ereignis beziehen. Andere Indymedia-BenutzerInnen k\xF6nnen diese Artikel dann kommentieren, erg\xE4nzen, kritisieren, etc. was auch meistens passiert. Verwaltet und moderiert wird die Seite von den lokalen "Indys" also den Indymedia-AktivistInnen.
Obwohl momentan der Fokus von Indymedia auf dem Internet liegt gibt es auch zahlreiche Indymedia-Projekte im Bereich Radio, Zeitung und Fernsehen.
Ein Punkt der immer wieder zu heftigen Diskussionen f\xFChrt ist die Frage der Zensur, und wie mit beleidigenden und diskriminierenden (rassistischen, antisemitischen, sexistischen, etc.) Beitr\xE4gen umgegangen werden soll. Grunds\xE4tzlich gibt es das Bekenntnis solche Beitr\xE4ge nicht zu tolerieren und zu l\xF6schen, oder zumindest zu verstecken oder in einen bestimmten Bereich zu verschieben ("Zensurk\xFCbel"). Die schwierige Frage ist hierbei nat\xFCrlich, auf welche Beitr\xE4ge konkret diese Ma\xDFnahmen angewendet werden sollen.
Ein weiteres Problem wirft nat\xFCrlich das Open-Publishing Konzept auf, da nat\xFCrlich alle m\xF6glichen Personen an Indymedia teilnehmen k\xF6nnen (was nat\xFCrlich ausdr\xFCcklich erw\xFCnscht ist). Dadurch kann es aber auch zu bewusst falschen oder verzerrten Berichten kommen, auch von Personen und Organisationen die Indymedia nicht freundlich gesinnt sind.
Da Indymedia traditionell eine Plattform der Linken ist, macht sich von Zeit zu Zeit Furcht breit, rechtsextreme Organisationen oder die Polizei k\xF6nnten Indymedia f\xFCr ihre Zwecke benutzen (diese Furcht ist nat\xFCrlich nicht unberechtigt!).
Das Open-Publishing Konzept f\xFChrt nat\xFCrlich zu einigen Problemen, macht Indymedia gleichzeitig aber auch so einzigartig und begehrt. Der Anspruch von Indymedia ist es jedenfalls, solche Probleme auf breiter Basis und m\xF6glichst transparent auszudiskutieren (z.B. auf Mailinglisten), um eine konsensuale L\xF6sung zu finden.
Als gutes Praxisbeispiel zu diesem Thema, und um die angesprochenen Probleme genauer zu er\xF6rtern, bietet sich das \xF6sterreichische IMC an.
Indymedia in \xD6sterreich
Das \xF6sterreichische IMC (zur Erinnerung, IMC = Independent Media Center) entstand im Mai 2001, rechtzeitig zu den Protesten gegen den WEF- (World Economic Forum) Gipfel in Salzburg. Bereits zuvor, im Jahr 2000, hatten \xF6sterreichische
AktivistInnen bei den Protesten gegen IWF (Internationale W\xE4hrungsfonds) und Weltbank in Prag Erfahrung mit dem Indymedia-Konzept gesammelt.
Bei at.indymedia.org werden alle Beitr\xE4ge sofort und ohne Kontrolle auf die Startseite (konkret auf den "Newswire") gestellt.
Das deutsche Indymedia (de.indymedia.org) hingegen, ist eines von vielen, das einen anderen Ansatz verfolgt. Nur von den
ModeratorInnen gelesene und den Indymedia-Grunds\xE4tzen entsprechende Beitr\xE4ge werden in den Newswire auf der Startseite gestellt, alle anderen landen (vorerst) in einem Open-Posting Bereich.
Am 3. Mai 2004 wurde at.indymedia.org vom Netz genommen, um einen Umstrukturierungsprozess zu beginnen. Grund daf\xFCr war die \xDCberlastung und Demotivation der \xF6sterreichischen "Indys" und die zunehmend schlechte Atmosph\xE4re auf der Website. Die gegenseitigen Beschimpfungen, Beleidigungen und Verd\xE4chtigungen h\xE4uften sich, und gute, hochwertige Berichte waren nur noch schwer zu finden. Indymedia wurde als Plattform f\xFCr die Streitigkeiten und Diskussion von Meinungsverschiedenheiten verschiedener Gruppen und Organisationen innerhalb des linken Spektrums genutzt, wobei das Selbstverst\xE4ndnis von Indymedia auf der Strecke blieb. Des weiteren wurden auch immer wieder Daten (Name, Adresse...) von Personen gegen deren Willen ver\xF6ffentlicht, und at.indymedia.org zunehmend von Neonazis als Quelle verwendet.
Im Zuge der Umstrukturierungsphase kam es zu Treffen in ganz \xD6sterreich, bei der neue
AktivistInnen und
ModeratorInnen angeworben werden sollten. Nat\xFCrlich wurden dabei auch die vorhandenen Probleme angesprochen und diskutiert.
Seit dem 13. August 2004 ist at.indymedia.org wieder online, und die mehrw\xF6chige Pause d\xFCrfte der Seite gut getan haben. Zwar gibt es noch immer die zwangsl\xE4ufige Zensurdiskussion und kleinere Reibereien, aber die "Qualit\xE4t" der Seite leidet nicht mehr in einem Ma\xDF darunter, wie zuvor.
vienna.indymedia.org
Im Zuge der Umstrukturierungsphase von at.indymedia.org, bildete sich eine Gruppe, die ein neues IMC in \xD6sterreich verwirklichen wollte - vienna.indymedia.org.
Anhand von vienna.indymedia.org l\xE4sst sich gut nachvollziehen wie ein neues IMC entsteht, welche Entscheidungen dabei getroffen werden m\xFCssen und welche verschiedenen Ans\xE4tze es gibt. Dem Ganzen geht zun\xE4chst ein langwieriger und schwieriger Diskussionsprozess voraus. Dabei gibt es viele wichtige Fragen zu kl\xE4ren, verschiedene Ans\xE4tze abzuw\xE4gen und zu einer konsensualen Entscheidung zu kommen. Auch wenn man/frau es der kurzen Beschreibung von vienna.indymedia.org nicht anmerkt, hinter den erw\xE4hnten Punkten steht mehr Diskussion und Reflexion als man/frau annehmen m\xF6chte.
Um als IMC anerkannt zu werden, m\xFCssen die
AktivistInnen einen Prozess durchlaufen, bestimmte Kriterien erf\xFCllen und den Indymedia-Grunds\xE4tzen zustimmen. Dazu geh\xF6ren zum Beispiel an keine Partei gebunden zu sein, nicht profit-orientiert zu sein, offen und konsensual zu entscheiden und vieles mehr. Vienna.indymedia.org hat diesen Prozess bereits erfolgreich abgeschlossen und wird im Laufe des J\xE4nners online gehen.
Das Wiener IMC verfolgt den Ansatz des deutschen IMC und stellt nicht sofort alle geschriebenen Beitr\xE4ge auf die Startseite (konkret in die rechte Spalte, den "Newswire"). Diese landen zuerst im Open-Posting Bereich, und falls sie den Indymedia-Grunds\xE4tzen v\xF6llig zuwider laufen sogar in einem "Abfallbereich". Dieser kann nicht \xF6ffentlich eingesehen werden, wird einem jedoch nach Anfrage per E-Mail zugesandt.
Die linke Spalte dient, wie \xFCblich, einer Auflistung aller weltweiten Indymedia-Projekte, und in der mittleren Spalte landen von den
ModeratorInnen ausgew\xE4hlte Beitr\xE4ge die als besonders ausf\xFChrlich und informativ befunden wurden. Vienna.indymedia.org soll kein Wien zentriertes IMC werden, sondern verfolgt haupts\xE4chlich ein anderes Moderationskonzept als at.indymedia.org, mit dem Anspruch, dass "besonderes Augenmerk auf eine klare Strukturierung der ver\xF6ffentlichten Nachrichten gelegt (wird)."
Abschlie\xDFend m\xF6chte ich noch allen Leserinnen und Lesern nahe legen, gelegentlich auf einer Indymedia-Seite vorbei zu schauen, sich Informationen zu holen und vielleicht auch selbst ab und zu einen Beitrag zu schreiben. Be the media!
http://at.indymedia.org/newswire/display_any/48273
download als pdf (115.9 K)
17 Dez 2004 Ge\xE4ndert: 03:38:08 by wawrum
einfach scheint die l\xF6sung, indem mensch die zensur negiert und dadurch, unter anderem, die machart des eigenen projektes zu legitimieren versucht. im internetz keine zensur, da \xFCberall alle information ergoogelt werden kann? so zumindest scheint die meinung jener zu sein, die f\xFCr einen geschlossenen raum im medienbereich eintreten, wie etwa mund, no-racism, oder das neue imc.vienna.
am 15. dez versammelten sich ca. 20-30 menschen im que(e)r beisl/ekh um \xFCber verschiedene fragen innerhalb linker medienprojekte zu reflektieren. dabei stellte sich als bald ein interessenskonflikt ein, der sich zwischen dem podium und einigen aus dem publikum entfachte. es ging dabei um die prinzipielle frage nach der offenheit bzw. setzung eines bestimmten rahmens f\xFCr linke medienprojekte. in dieser hinsicht standen sich projekte wie imc.vienna, mund, orange und no-racism, die eine vorselektierung der beitr\xE4ge durchf\xFChren, dem medium at.indymedia gegen\xFCber, welches keine bewertung von beitr\xE4gen abgibt und nur bei offensichtlicher diskriminierung artikel/beitr\xE4ge versteckt.
dabei geht es mir nicht um eine l\xF6sung des konflikts, sondern um ein argument welches die pro-vorselektionsfraktion ben\xFCtzte, um, wie es mir scheint, eine legitimation dieser handhabe zu gewinnen.
es stellte sich nach einiger zeit diskussion die frage nach der zensur und \xFCber ihre anwendung. verwundert, aber interessiert, wurde mir vom podium aus offeriert, dass die fragestellung der zensur im medienkontext internet sich gar nicht stellen kann. der grund l\xE4ge darin, dass das internet alle inhalte bereith\xE4lt und mensch \xFCber kurz oder lang die gew\xFCnschte information schon finden w\xFCrde. zensur wird quasi ad acta gelegt und mensch spart sich die elendslangen diskussionen dar\xFCber. nur so einfach verh\xE4lt es sich nicht, wies mir dann etwas sp\xE4ter geschossen ist.
betrachtet mensch diese praxis im diskurstheoretischen zusammenhang, so wird klar, dass es sich dabei um einen kunstgriff in die wundert\xFCte handelt. definiert mensch diskurs als eine institutionell verfestigte redeweise, insofern eine solche redeweise schon handeln und somit macht aus\xFCbt, st\xFCrzt dieses geb\xE4udekomplex bestehend aus einer ignoranten haltung gegen\xFCber dem begriff zensur, bei gleichzeitiger anerkennung von machtstrukturen ein. diese leugnung des begriffs zensur beginnt damit, dass offensichtlich davon ausgegangen wird, dass das internetz eine homogene, zu allen inhalten gleichsam zug\xE4ngliche informationsquelle darstellt. dies ist aber nicht haltbar, da sehr wohl im internetz eine machtverteilung der informationen stattfindet und diese machtverh\xE4ltnisse auch von allen diskutantinnen anerkannt wurden. wenn macht im internet und somit auch bei linken medien verortbar ist, fragt sich, was denn die macht dort eigentlich macht. anna arendt sagt \xFCber die macht: "macht aber besitzt eigentlich niemand, sie entsteht zwischen menschen, wenn sie zusammen handeln, und sie verschwindet, sobald sie sich wieder zerstreuen". dh. das macht eine ansammlung von menschen ist, die gleichgerichtet handeln, aber auch jene ausschlie\xDFt, die sich nicht dabei beteiligen d\xFCrfen/wollen/k\xF6nnen. max weber sagt dazu: "macht ist jede chance, innerhalb einer sozialen beziehung den eigenen willen auch gegen widerstrebend durchzusetzen, gleichviel, worauf diese chance beruht." und dieses widerstreben bzw. ausschluss von personen/meinunsgbilder an institutionen, wie indymedia, mund etc. kann mit zensur gleichgesetzt werden.
ich halte es sogar f\xFCr gef\xE4hrlich, wenn die linke beginnt sich der frage nach der zensur in der weise entzieht, indem sie beginnt die zensur als solches zu verschweigen. das internetz stellt in dieser hinsicht keine wesentliche neuerung dar, was den zugang zu informationen betrifft. zu jeder zeitperiode gab es das gesamte wissen, verteilt \xFCber den ganzen globus. jeder hatte prinzipiell zu allem wissen zugang, sofern bildung, wissen, geld und zeit, es erm\xF6glichten. hierin hat sich nichts ver\xE4ndert...bildung f\xFCr das verstehen und verfolgen von zusammenh\xE4ngen; wissen dar\xFCber wie mensch sein wissen in den internetpool einspeist und gewinnt; geld um sich die hardware daf\xFCr zu leisten bzw. an sie heranzukommen und zeit, um sich damit besch\xE4ftigen zu k\xF6nnen, womit wir wieder bei bildung w\xE4ren.
es ist aus diskursivem verst\xE4ndnis heraus nicht nachvollziehbar, warum mensch die existenz von zensur negiert. jeder augenblicklich gef\xFChrte diskurs bezieht sich auf initiativen, die ma\xDFgeblich von institutionen, wie politik, medien, oder einflussreichen privatorganisationen initiiert und fortgef\xFChrt werden. dies bezeichnet geradezu ein bild der zensur, n\xE4mlich der nichteinbindung anderer meinungsbilder.
will die radikale linke weiterhin zensur ausschlie\xDFen oder nicht davon sprechen, so wird sie, als eine von der zensur betroffene, nicht leicht haben verstanden zu werden.
http://at.indymedia.org/newswire/display/47748/index.php
download als pdf (139.1 K)
08 Dez 2004 by indys
In Wien tut sich einiges rund um Indymedia. Eine verst\xE4rkte Regionalisierung bei at.indymedia.org f\xFChrt zu unregelm\xE4\xDFigen Treffen, das n\xE4chste am Do, 9. Dez 2004. Au\xDFerdem wird bald ein neues IMC eine eigene Webseite er\xF6ffnen: Vienna Indymedia. Davor wird diskutiert: Am Mi, 15. Dez. 2004 im Que(e)r-Beisl im EKH.
Der Vollst\xE4ndigkeit halber sollte noch erw\xE4hnt werden, dass das globale Indymedia-Netzwerk k\xFCrzlich f\xFCnf Jahre alt wurde.
Inhalt:
- Indymedia Treffen in Wien
- Diskussionsveranstaltung
- Open Publishing und Zensur
- 5 Jahre Indymedia
Indymedia Treffen in Wien
Nach dem Neustart Prozess von at.indymedia.org, der sich \xFCber Fr\xFChjahr/Sommer 2004 erstreckte, kam es zu einigen Ver\xE4nderungen, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind. Dadurch, dass sich jeweils mehrere Leute aus verschiedenen St\xE4dten aktiv beteiligen, kommt es neben den - im vergangenen Jahr sehr zahlreichen - bundesweiten Treffen nun unregelm\xE4\xDFig zu lokalen Treffen in Salzburg, Linz und Wien.
So fanden im Rahmen des Neustarts einige Treffen statt. Und zu zwei weiteren Treffen, seit die Seite am 13. August 2004 wieder online gegangen ist. Das n\xE4chste findet am Donnerstag, 9. Dezember 2004, um 19:00 Uhr in der Arena (Baumgasse 80, 1030 Wien) statt.
Mehr zu den Treffen hier.
Diskussionsveranstaltung
Am Mittwoch, 15. Dezember 2004 findet im Rahmen des Que(e)r Beisls im EKH eine Diskussionsveranstaltung statt. Das neu gegr\xFCndete vienna.indymedia.org, dass 2005 online gehen will, stellt dabei Zensur in einer unfreien Gesellschaft zur Diskussion: Was ist Free Speech?
"Sollen linke Medien ihren Nutzer/innen Zugangsbeschr\xE4nkungen auferlegen? Sind "positive Diskriminierung" und "free speech" Widerspruch oder wechselseitige Bedingung? Was ist "Zensur"? Kann davon bei linken Medien \xFCberhaupt geredet werden? Ist "Zensur"freiheit ein Wert f\xFCr sich oder ein "liberales" Konstrukt? F\xFChrt "Zensur"freiheit auch automatisch zu einer freieren Gesellschaft oder t\xE4uscht sie diese (unter Ausblendung des sozialen Hintergrunds der Nutzer/innen) nur vor? Inwieweit sind Herausgeber/innen oder Macher/innen f\xFCr ihre Nutzer/innen verantwortlich? Aktivist/innen von verschiedenen linken Medienprojekten geben \xFCber ihren Zugang zu dieser Problematik Auskunft."
Info zur Diskussionsveranstaltung | flyer (pdf) | Que(e)r Beisl | EKH
Open Publishing und Zensur
In der Diskussion rund um at.indymedia entstanden einige Texte, die sich mit der Frage von Zensur und Open Publishing auseinandersetzen. Eine Diskussionsveranstaltung im Rahmen eines bundesweiten Treffens f\xFChrte in der Folge zum Neustart von at.indymedia.org. Zentral war dabei das Aufbrechen der starren Rolle von
MedienkonsumentInnen, die gleichzeitig
MedienmacherInnen sind und ihr Medium selbst aktiv mitgestalten.
"Open Publishing geht davon aus, dass die
UserInnen geistreich und kreativ sind, dass sie
SchreiberInnen,
RedakteurInnen,
VerteilerInnen und vielleicht sogar
ProgrammierInnen sein wollen. Dabei wird den
LeserInnen unterstellt, dass sie M\xFCll von guten Beitr\xE4gen unterscheiden k\xF6nnen und f\xE4hig sind, sich selbst ein Urteil zu bilden, sowie selbst zu entscheiden, welche Informationen f\xFCr sie jetzt best\xE4tigt sind und bei welchen es sich um Ger\xFCchte handelt. In den Prozess der Meinungsbildung kann mit Kommentaren, Erg\xE4nzungen, eigenen Berichten usw eingegriffen werden. Information ist immer subjektiv und die Entscheidung, ob eine Information wert ist, gelesen zu werden oder nicht, bleibt den
UserInnen \xFCberlassen.
Aus dem Newswire werden nur doppelte oder kommerzielle Postings, Spam oder Beitr\xE4ge, die gegen die Editorial Policy (Redaktionskriterien) versto\xDFen, entfernt. Diese bleiben jedoch weiterhin im Bereich der versteckten Artikel einsehbar. Der Newswire wird von den
ModeratorInnen betreut. Da nicht immer alle Beitr\xE4ge von den
ModeratorInnen gelesen werden (k\xF6nnen), ist es notwendig, dass sich die
UserInnen an diesem Prozess beteiligen und - u.a. \xFCber Kommentare oder auf der Mailingliste - auf Verst\xF6e gegen die Editorial Policy hinweisen. Die
UserInnen k\xF6nnen redaktionelle Entscheidungen von anderen einsehen oder sich selbst an eben diesen beteiligen."
Im letzgenannten Punkt unterscheiden sich die Herangehensweisen von at.indymedia.org und dem im Entstehen begriffenen vienna.indymedia.org. W\xE4hrend einerseits (siehe oben) die Entscheidungen m\xF6glichst transparent sein sollen, soll im anderen Fall die Nachvollziehbarkeit von redaktionellen Entscheidungen merklich eingeschr\xE4nkt werden. Es gilt laut Moderationskriterien "eine, als politisch verstandene, emanzipatorische Nutzung von Medien (zu) f\xF6rdern." Eine Struktur soll "den unterschiedlichen Bed\xFCrfnissen von verschiedensten Menschen und politischen Ans\xE4tzen m\xF6glichst nahekommen" und "zur Benutzbarkeit der Seite beitragen". Dazu wird es eine Startseite und eine eigene Open Posting Seite geben - \xE4hnlich wie bei de.indymedia.org. Kommentare sollen danach beurteilt werden, ob sie eine inhaltliche Erg\xE4nzung darstellen.
Grunds\xE4tzlich gilt: "Erf\xFCllt ein Beitrag oder eine Erg\xE4nzung eine oder mehrere der folgenden Ausschlusskriterien, werden sie ganz von der Open Posting Seite entfernt und in ein spezielles 'M\xFCllarchiv' abgelegt, da wir solchen Beitr\xE4gen kein Forum bieten und die Lesbarkeit der Seite gew\xE4hrleisten wollen. (...) Das 'M\xFCllarchiv' ist nicht \xF6ffentlich einsehbar. Der Transparenz halber wird dieses Archiv jedoch auf Anfrage per Mail zugeschickt."
Vienna Indymedia geht es bei diesem Vorgehen vor allem um positive Diskriminierung. Zensur als solches wird in Frage gestellt: "Kann davon bei linken Medien \xFCberhaupt geredet werden?"
In der Diskussion um den Neustartprozess von at.indymedia.org wurden noch andere Aspekte zur Diskussion gestellt, die nicht aus dem Auge verloren werden sollten.
"Es gibt den Vorschlag auf ein System, nach dem Vorbild von de.Indymedia umzusteigen. Dies bedeutet, dass Artikel, die keine Berichterstattung im Sinne der Editorial Policy darstellen nicht auf der Startseite, sondern nur auf einer Open Publishing Seite erscheinen. Damit soll Inhalten wie z.B. selbstgeschriebenen Berichten, Radiobeitrgen, Videos und Fotos verst\xE4rkte Aufmerksamkeit verschafft werden. Einige von uns lehnen die - an uns gestellte - Forderung nach einer Vorselektion durch
ModeratorInnen als Antwort auf die Probleme ab. Dies w\xE4re eine Verschrfung der Zensur die keine Garantie gibt, das Erscheinen von diskriminierenden und/oder diffamierenden Texten zu verhindern, und auerdem mit dem Open Publishing Konzept als solches in Konflikt steht."
Angesichts dieser unterschiedlichen Herangehensweisen und der Teilnahme von
AktivistInnen weiterer unabh\xE4ngiger, nichtkommerzieller Medien kann eine spannende Diskussion erwartet werden.
Als Lekt\xFCre empfohlen:
- Seite zur Diskussionsveranstaltung
- Texte zum Neustart von at.indymedia.org
- Diskussion in der Schweiz: Indymedia einfrieren?
- Feature: Freitag der 13.08.04: at.indymedia.org goes online!
- Indy-Fl\xF6tenspiellager in Bregenz voller Erfolg?
5 Jahre Indymedia
Bei all diesen lokalen Diskussionen und Auseinandersetzungen sollte nicht vergessen werden zu erw\xE4hnen, dass das Indymedia Netzwerk nicht nur w\xE4chst, sondern auch \xE4lter wird. Vor 5 Jahren, im November 1999, ging die erste Indymedia Seite in Betrieb.
Features zum Geburtstag gibts u.a bei de.indymedia.org und www.indymedia.org.
--
RudiRatte - 02 Jan 2005
--
FollowtheWhiteRabbit - 07 Feb 2005